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05/24 Städtische Verdichtung

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«Wenn ich es selbst machen kann, dann checke ich es»

Zwei lernende Zimmermänner und ein Spenglerlehrling zeigen stolz ihr gemeinsames Projekt: zwei Unterstände, die den Ausflugsgästen am Rastplatz Landskronblick in Reinach (BL) Schutz bieten. Das junge Projektteam erzählt von seinen Erfahrungen.

Text Sue Lüthi Pläne GGS AG Bilder Eveline Salzmann

 

Dreizehn Lernende sind im Moment in der GGS AG Holzbau und Spenglerei in Gelterkinden (BL) in Ausbildung. Bernhard Thommen, der Geschäftsführer, setzt auf seine jungen Mitarbeitenden und übergibt ihnen früh Verantwortung. Das jüngste Beispiel ist ein Projekt für die Bürgergemeinde Reinach (BL). Zwei Unterstände am Rastplatz Landskronblick waren der Auftrag.


Ein Dreierteam, bestehend aus zwei Zimmermännern und einem Spengler, alle in Ausbildung, baute die beiden Gebäude von A bis Z selbst. Das habe einen Knalleffekt und gebe den Lernenden Selbstvertrauen auf den Abschluss hin, sagt Bernhard Thommen. Die Unterstände sind zweiseitig geschlossen und haben zwei Dachflächen, die in einem steigenden Gratsparren zusammenlaufen. Das Projekt stammt ebenfalls aus dem Hause GGS, es durfte schon etwas Spezielles sein, nicht nur ein Viereck.


Teamarbeit: Wer macht was?

David Tribelhorn ist der Erfahrenste, er wollte den Grat machen, den hatte er bislang nur im Modell gefertigt. Benjamin Zumbrunn aus dem dritten Lehrjahr übernahm die Schiftschnitte. Diese liegen in zwei dreieckigen Dachflächen mit unterschiedlichem Gefälle, das war für ihn neu. «Wie mache ich den Schnitt, wie die Kerve, wie nehme ich diese aus?» fragte er sich. Und wenn er nicht mehr weiterkam, fragte er David, dieser wisse mehr. Zumbrunn ergänzt: «In der Theorie finde ich es immer schwierig, mir etwas vorzustellen, aber wenn ich es selbst machen kann, dann checke ich es.»


Was waren die Herausforderungen für David Tribelhorn? «Der Grat war das Schwierigste», sagt der Lernende im vierten Lehrjahr. So viele verschiedene Winkel, da müsse man den Kopf bei der Sache haben. «Wir hatten nur einen einzigen Plan, das heisst, den zweiten Unterstand mussten wir im Kopf spiegeln. Auch wenn man eine Konstruktion vom Plan her kennt ? steht man vor dem Holz, ist das schon ein Unterschied.»


Andrin Steiger lernt Spengler, für ihn war der letzte Part das Schwierigste: Die Abdeckung auf dem Bau. «Die zwei verschiedenen Gefälle und Schnittarten musste ich Stück für Stück anschneiden und mich langsam herantasten.» Das Wichtigste sei, dass die Abdichtung auch wirklich dicht sei und die Arbeit sauber ausgeführt werde, denn «wird das Holz nass und fault, bin ich schuld!» Cool fand er, dass er diese Arbeit überhaupt durchführen durfte, das habe einen riesigen Lerneffekt. «Es sind Welten, wenn du alleine losgeschickt wirst und selbst entscheiden darfst, wie du die Arbeit ausführen willst. Das macht sehr viel Spass.»


Am besten gefallen hat David Tribelhorn das Schalen der Wände mit den sägerohen und sehr krummen Douglasienbrettern. Das Projekt sei eine tolle Erfahrung: «Allen Chefs möchte ich nahelegen, dass sie ihren Lernenden eine solche Chance bieten.» Benjamin Zumbrunn gab zu, dass er einige Male an seine Grenzen kam: «Wenn du unsicher bist, gehst du fragen, denn abgeschnitten ist das Holz ‹sauschnell›.» So haben sich die drei jungen Männer laufend besprochen, im Wissen, dass die Chefs ihnen über die Schulter schauen.

Das Projektteam

David Tribelhorn (19) ist Zimmermann im 4. Lehrjahr und der Erfahrenste im Team. Er nähert sich dem Lehrabschluss. Benjamin Zumbrunn (18) belegt das dritte Lehrjahr und Andrin Steiger (18) absolviert die vierjährige Spenglerlehre und ist ebenfalls im dritten Lehrjahr. Ihr Berufsbildner ist Bernhard Thommen, der Geschäftsführer der GGS AG in Gelterkinden. Die GGS AG beschäftigt rund 50 Mitarbeitende, 10 bis 11 davon absolvieren eine Lehre im Holzbau, 2 bis 3 eine Lehre als Spengler. 2014 haben Bernhard Thommen und Daniel Ritter das Geschäft übernommen, das sich seit den Anfängen 1982 mit Holzbauarbeiten, Bedachungen, Spenglerei und alternativen Energien beschäftigt.
ggs-holzbau.ch


Tipps zum ersten Projekt:

  • Ja sagen! Interesse zeigen
  • Zuerst alle Unterlagen anschauen
  • Vorgaben genau lesen
  • Laufend die Fragen notieren
  • Aktiv auf den Vorgesetzten zugehen, Fragen stellen
  • Andere Mitarbeiter, zum Beispiel Techniker, fragen
  • Nach den Zeitvorgaben fragen
  • Die Pläne dem Vorgesetzten zeigen
  • Nicht denken, man müsse alles wissen, fragen ist keine Schande
  • Eine solche Aufgabe ist ein bisschen stressig, zeigt aber auch Wertschätzung