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06/23 Komfort im Strohhaus

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Herzensangelegenheit

Die Berufsförderung Holzbau Schweiz unterstützt Zimmerleute – von der Lehre bis zur Kaderausbildung. Gegründet wurde der Verein im Jahr 2003. Einer, der von Beginn an dabei war, um sich für die berufliche Förderung in der Branche zu engagieren, ist Holzbauunternehmer Lukas Hasler aus Gelterkinden (BL) – zunächst als Vorstandsmitglied und zuletzt acht Jahre lang als Präsident. Im Juni dieses Jahres übergab er die Verantwortung an seinen Nachfolger. Zeit für einen Rückblick.

Interview Dorothee Bauland Bild Claudia Reinert


Herr Hasler, 20 Jahre Engagement für die Berufsförderung Holzbau Schweiz – ist Ihnen der Abschied aus dem Präsidium schwergefallen?
Das kann ich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Wer etwas so lange macht, identifiziert sich mit der Aufgabe und es wird zu einer Herzensangelegenheit; in diesem Sinne ja. Aber ich habe genug Erfahrung mit Präsidien und somit ist mir klar, dass Amtszeiten beschränkt sind und sich diese bei gegebener Zeit erneuern sollen, besser gesagt: müssen. Das sollte man aktiv angehen, damit der Abschied geplant werden kann. Somit kann ich auch von einem Nein sprechen.

Welche Ideen und Ziele lagen der Gründung des Vereins Berufsförderung Holzbau Schweiz vor 20 Jahren zugrunde?
Im Jahr 2003 ist die Fachgruppe der Zimmerleute – heute Holzbau Schweiz – bekanntlich aus dem Baumeisterverband ausgetreten. Ausbildungsbeiträge wurden damals via Parifonds, der von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite finanziert wurde, vergütet. Auf diesen Fonds konnte beim Austritt nicht mehr zugegriffen werden. Seinerzeit herrschte um den damaligen Präsidenten Hans Rupli eine allgemeine Aufbruchstimmung. Wir waren einem unglaublichen Zeitdruck ausgesetzt, um schnell ein Pendant zum Parifonds zu schaffen – und wir hatten keine finanziellen Mittel. Der Weg einer patronal finanzierten Lösung schien uns als einzig richtige Lösung. Wir haben ausgerechnet, dass es zur Finanzierung 0,8 Lohnprozente braucht. Der damals eingeschlagene Weg hat sich bewährt.

Welchen Herausforderungen musste sich der Verein in den vergangenen Jahren stellen und was waren die nachhaltigsten Erfolge?

Vor allem in der frühen Anfangsphase herrschte im finanziellen Bereich nicht nur Sonnenschein. Ich kann mich daran erinnern, dass aufgrund spezieller Ereignisse im Bereich der Vergütungen Kürzungen angewendet werden mussten, diese aber nach kurzer Zeit wieder aufgehoben werden konnten. Das Erstellen eines Budgets gleicht einem Blick in die Glaskugel und gleichzeitigem Kaffeesatzlesen. Niemand weiss, welche Ausbildungen im kommenden Jahr mehrheitlich besucht werden. Wenige Parameter sind bekannt, diese werden auch angewendet.

Der Fachkräftemangel ist aktuell eine der grössten Herausforderungen für die Branche. Was trägt die Berufsförderung dazu bei, dem entgegenzuwirken?

Ich bin überzeugt, dass das Berufsbild der Zimmerleute und der Holzbaubranche weiterentwickelt werden muss. Das ist die Aufgabe von Holzbau Schweiz. Die Berufsförderung hat Holzbau Schweiz in der Vergangenheit dabei unterstützt. Ich denke, dass dies auch in der Zukunft der Fall sein wird.

Künftig sollen nicht mehr nur Weiterbildungen und konkrete Projekte des Berufsmarketings
finanziell unterstützt werden, sondern auch strukturelle Belange im Kontext der Berufsförderung. Wie ist das konkret zu verstehen?

An der Attraktivität unseres Berufes muss – trotz einer nach wie vor guten Entwicklung der Lehrlingszahlen – gearbeitet werden. Ich bezweifle, dass die kommenden grossen Bauvolumen und Herausforderungen mit der jetzigen Ausbildung, mit der jetzigen Personalsituation und mit dem jetzigen Jobangebot gemeistert werden können. Es wird zusätzliche Ausbildungsangebote brauchen. Der Baumeister beispielsweise rührt keinen Finger, wenn er keinen Eisenlegerplan hat. Elektro- und Sanitärplaner gehören zum täglichen Bauablauf, auch dem Gärtner steht oft ein Gartenplaner zur Seite. Dem Generalisten Zimmermann steht bei grösseren Projekten zwar ein Holzbauingenieur zur Verfügung, oftmals müssen aber umfangreiche Planungsarbeiten «inhouse» selbst erledigt werden. Die Branche leidet noch immer unter einer starken Fluktuation und soll zusätzliche Bauvolumen meistern? Das passt irgendwie nicht. Investitionen in die Bildung sind immer noch die beste Lösung. Holzbau Schweiz und die Berufsförderung können solche zusätzlichen Ausbildungen angehen und damit allenfalls der Abwanderungstendenz entgegenwirken.

Die Berufsförderung Holzbau Schweiz ist definitiv ein Erfolgsmodell und aus der Branche nicht mehr wegzudenken. Welche Aufgaben warten auf Ihren Nachfolger Jürg Hugener?

Vieles, was ich zu vorangehenden Fragen gesagt habe, spiegelt meine persönliche Meinung wider. Ich werde mich hüten, meinem Nachfolger Jürg Hugener an dieser Stelle Aufgaben zu stellen oder Ratschläge zu erteilen. Aufgrund der Erfahrungen unserer gemeinsamen Vorstandsarbeit bin ich überzeugt, dass Jürg Hugener weiss, welche Aufgaben angegangen werden müssen. Bei Fragen stehe ich zur Verfügung und werde ihm diese in einem persönlichen Gespräch gerne beantworten.

Was möchten Sie Ihrem Nachfolger und auch der Branche mit auf den Weg geben?

Ich freue mich darüber, wenn meine Nachfolger Werte wie Innovation, Unabhängigkeit und Mut zur Veränderung sowie einen gewissen Stolz weiterleben.

Und wie geht es für Sie weiter?

Ich habe meinen Betrieb in Gelterkinden zu Beginn dieses Jahres an meine Tochter und an das Kader weitergereicht. Die Entwicklung der Firma unter der neuen Führung werde ich noch eine überschaubare Zeit begleiten. Weiter amte ich noch im Präsidium der Lignum Region Basel. Diese Organisation haben wir 2018 gegründet und sie wird meine Zeit in Zukunft vermehrt in Anspruch nehmen. Ich bleibe also der Branche im weiteren Umfeld erhalten. Ich freue mich aber auch auf Zeiten, die ich mehr mit der Familie und meinen Hobbys Reisen und Fischen verbringen kann.