08/24 Ökonomiebauten

BEWEGEN

Fassadengerüste: Sicherheit und Effizienz auf der Baustelle

Fassadengerüste sind essenzielle Sicherheitsvorrichtungen, die den notwendigen Schutz für Arbeitende, die in der Höhe tätig sind, bieten. Die Gerüste garantieren damit auch den reibungslosen Ablauf von Bauprojekten – ob im Wohnungsbau, im Gewerbebau oder bei Sanierungen. Sowohl die korrekte Gerüsterrichtung als auch die regelmässige Überprüfung sind dabei entscheidend, um Unfälle zu verhindern. Schulungen und fortlaufende Kontrollen sind deshalb unerlässlich.

Text Rolf Döbeli; SLi Bilder Holzbau Vital; zVg

 

Die Firma S. Müller Holzbau AG in Wil (SG) ist ein Unternehmen mit einem breiten Spektrum im Holzbau. Mit über 115 Mitarbeitenden bietet dieses umfassende Dienstleistungen im klassischen und modernen Holzbau an.

Vor Kurzem fand im Betrieb eine Schulung statt, die das Thema Fassadengerüste intensiv behandelte. Diese Schulung richtete sich an alle Montagemitarbeitenden und fokussierte nicht nur die technischen Aspekte des Gerüstbaus, sondern vor allem die täglichen Pflichten der Arbeitenden bezüglich der Nutzung und Kontrolle der Gerüste. Ein zentraler Beitrag zur Schulung waren die Informationen von Holzbau Vital mit dem Fokus auf die tägliche Sichtkontrolle der Gerüste durch die Nutzenden. Diese Inspektionen sind nicht nur empfehlenswert, sondern verpflichtend, um die Sicherheit der Arbeitenden und die erfolgreiche Umsetzung des gesamten Projekts zu gewährleisten. In der Schulung wurde betont, dass Arbeitende nicht nur auf offensichtliche Schäden wie lose Teile oder fehlende Verankerungen achten sollten. Vielmehr geht es darum, frühzeitig potenzielle Schwachstellen zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Dies erfordert regelmässige Instruktionen sowie ein hohes Verantwortungsbewusstsein auf allen Ebenen.

Holzbau Vital hat die wichtigsten Fragen für die tägliche Überprüfung von Fassadengerüsten auf einem Plakat zusammengefasst. Diese Übersicht dient als Orientierungshilfe, um zu gewährleisten, dass alle sicherheitsrelevanten Aspekte beachtet werden. Fragen, die sich die Mitarbeitenden bei der täglichen Kontrolle stellen sollten, können wie folgt lauten: «Ist das Gerüst offensichtlich gegen Umstürze gesichert (Stichworte: Wackeltest, Mauerbefestigungen, Abstützungen, Bodenveränderungen)?», «Ist die Dachdeckerschutzwand fest mit der Gerüststange verbunden und nicht nur am Bordbrett befestigt?» oder «Sind die Gerüstbeläge frei von unnötigem Material, Schnee und anderem?»

Bei den Sicherheitsvorschriften geht es nicht nur um theoretische Regulatorien, sondern um praxisnahe Handlungsanweisungen, mit denen das Unfallrisiko auf den Baustellen erheblich reduziert werden kann. Die Schulung und die bereitgestellten Materialien von Holzbau Vital sind wichtige Werkzeuge, um die hohen Sicherheitsstandards in der Branche aufrechtzuerhalten und weiter zu verbessern. holzbau-vital.ch

 

«Übersicht soll als Orientierungshilfe dienen»

Herr Wehrli, wie geht die S. Müller Holzbau AG bei Arbeiten, die ein
Gerüst erfordern, vor?
Simon Wehrli: Zunächst sendet die Projektleitung zwei Wochen vor dem Aufrichttermin ein Protokoll an die Bauleitung. Darin bestätigt die Bauleitung die wesentlichen Punkte des Gerüsts und kontrolliert wichtige Sicherheitsaspekte. Der Vorarbeiter prüft dann das Gerüst vor Ort und gibt der Holzbau-Projektleitung Feedback. Sollte das Gerüst untauglich sein, werden die Arbeiten unterbrochen oder nur jene ausgeführt, die kein Gerüst erfordern (z.?B. Montagen im Inneren des Hauses).

Welche Probleme treten trotz Weitergabe von Informationen an die Bauleitung oder den Gerüstbauer auf?
Oft wiederholen sich die Probleme auf Baustellen: Auf dem Gerüst wird Gerüstmaterial (zwischen-)gelagert, der Spenglerlauf ist falsch ausgeführt, Innengeländer fehlen, der giebelseitige Seitenschutz ist falsch ausgebildet (Abstand muss 20?–?60?cm sein), der Wandabstand beträgt mehr als 30 Zentimeter, die Dachdeckerschutzwände sind falsch montiert (z.?B. durch Kabelbinder am Bordbrett befestigt, ohne Rohr über dem Bordbrett) oder Zugänge werden nicht freigehalten beziehungsweise sind schlecht ausgeführt.

Wie kann diese Situation verbessert werden?
Mit früheren Kontrollen durch die Projektleitung und die Bereitstellung besserer Unterlagen zur Gerüstkontrolle.

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeitenden bei komplexen Herausforderungen wie Lukarnen oder Giebeln über das nötige Fachwissen verfügen?
Das Fachwissen wird durch Schulungen des Personals und durch die Bereitstellung von entsprechenden Unterlagen vermittelt. Bei Bedarf können auch die Sicherheitsbeauftragten (SIBE) auf der Baustelle Unterstützung bieten.

Wie organisieren Sie die tägliche Sichtkontrolle, damit Mängel effektiv gemeldet werden können?
Ziel ist es, ein einfaches Formular einzuführen, das schnell und unkompliziert ausgefüllt werden kann. Diese Übersicht soll als Orientierungshilfe dienen, um den Mitarbeitenden klar aufzuzeigen, welche Punkte bei der Gerüstkontrolle zu beachten sind. Angesichts der Vielzahl an Sicherheitsaspekten ist es wichtig, den Mitarbeitenden eine praktische Unterstützung zu bieten.

Inwiefern zahlt sich dieser Mehraufwand später aus?
Die schnellere Erkennung und Meldung unsicherer Bedingungen auf Gerüsten ermöglicht uns, effizienter zu arbeiten und Zeitverluste zu minimieren. Sinkende Unfallzahlen tragen dazu bei, interne Ressourcen optimal einzusetzen und Wissensverlust zu vermeiden, was letztlich die Arbeitsleistung steigert.

Was war Ihr grösster persönlicher Aha-Effekt bei der Vorbereitung auf das Thema Gerüst?
Mir wurde klar, dass wir als Gerüstbenutzer oft mehr Fachwissen haben als die Gerüstersteller. Es ist bedauerlich, dass die Bauleitung als Besteller nicht stärker in die Verantwortung genommen wird. Ausserdem habe ich festgestellt, dass für den Bereich der Gauben noch spezifische Detailkenntnisse erforderlich sind.