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BEWEGEN

Die Zimmerei ist jetzt auch Kita

Als die Schäfer Holzbautechnik AG aus Dottikon (AG) im vergangenen Jahr ihren runden 20. Geburtstag mit einer Reise für die Mitarbeitenden und deren Familien feierte, entstand die Idee: Es braucht für die Kinder eine betriebseigene Betreuung. Gedacht, getan.

Text Schäfer Holzbautechnik AG, DB Bilder Tibor Nad

Bei der Schäfer Holzbautechnik sollten Vereinbarkeit von Arbeit und Familienalltag nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch gelebt werden. Schon ein Jahr nach der Idee, nämlich bereits nach den Sommerferien 2024, öffnen sich die Türen für täglich zwölf Kinder im Alter ab drei Monaten bis zum Schuleintritt. «Unsere Schäfer Kita bietet in erster Linie Platz für die Betreuung der Kinder unserer Mitarbeitenden, ist aber auch offen für Kinder aus Dottikon und Umgebung», erklärt Isabelle Schiess. Sie ist die Projektleiterin und im Vorstand des Vereins Schäfer Kita zuständig für das Ressort Marketing und Kommunikation.


Erlebnis Holz
Ihren Standort wird die Schäfer Kita im allerersten Furterhaus haben, das nach wie vor am Rande des Firmengeländes der Schäfer Holzbautechnik AG mitten in Dottikon steht. Dieses Einfamilienhaus wird, in enger Zusammenarbeit mit der Besitzerfamilie Furter, derzeit kindgerecht umgebaut. CEO Hansjörg Steiner: «Holz ist unser Element. In und um die Kita mit grossem Garten wird es deshalb viele Möglichkeiten für die Kinder geben, mit diesem Naturmaterial in Berührung zu kommen – sei es beim Spielen, Basteln oder Musizieren.» Die Schäfer Kita legt Wert auf viel Zeit in naturnaher Umgebung, abwechslungsreiche Aktivitäten, Raum für Kreativität und einladende Rückzugsorte. Sarah Hänggi ist diplomierte Kindheitspädagogin HF und bildet zusammen mit Damaris Sancak-Hügli, welche für die Administration zuständig ist, das Leitungsteam der Kita. «Obwohl alle von Vereinbarkeit von Familie und Beruf reden, packen es letztlich die wenigsten Betriebe an», weiss Sarah Hänggi.

Die Kita wird am 24. August 2024 im Rahmen des Tags der offenen Tür bei der Schäfer Holzbautechnik AG vorgestellt. sht.ch/kita

 

«Eine Kita kann durchaus helfen,
Mitarbeitende zu binden»

Herr Steiner, Kinderbetreuung ist nicht unbedingt eine Kernkompetenz im Holzbau. Welche gesetzlichen, organisatorischen, personellen und räumlichen Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um eine Kita eröffnen zu dürfen?
Die Vorschriften zur Eröffnung einer Kita sind im Kanton Aargau auf Gemeindeebene geregelt. Neben einem Betriebskonzept, dem pädagogischen Konzept und dem Hygiene- und Sicherheitskonzept mussten wir an die Gemeinde auch ein Budget und einen Stellenplan einreichen. Eine Kita darf nur von einer entsprechend ausgebildeten Person geleitet werden. In unserem Fall ist das Sarah Hänggi, diplomierte Kindheitspädagogin HF. Sie arbeitet bereits seit Anfang Jahr in einem kleineren Pensum bei uns und hilft bis zur Eröffnung im Sommer aktiv beim Aufbau. Auch bei den räumlichen Voraussetzungen gibt es strenge Regeln. Wir haben das Glück, dass wir ein bestehendes Einfamilienhaus mit grossem Garten, welches sich am Rande unseres Areals befindet, für die Kita nutzen können. Dieses diente in den letzten 20 Jahren als Büro und wird nun auf den neusten Stand gebracht. Das Dach wird saniert, um eine bessere Wärme- und Kältedämmung zu erreichen, die Wände werden gestrichen, Küche und Badezimmer werden erneuert und es bekommt eine kindergerechte Einrichtung. Die Anforderungen beim Brandschutz sind zudem höher als bei einer privaten Nutzung. Das ist aber kantonal geregelt und bedarf der Abklärung mit der entsprechenden Gemeinde. Wir durften auf eine gute Unterstützung seitens der Gemeinde zählen, denn der Bedarf an zusätzlichen Betreuungsplätzen in der Region ist gross.

Die Herausforderungen bezüglich Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterbindung sind in der Holzbaubranche ein wichtiges Thema, mit dem Sie sich nicht nur als Unternehmer, sondern auch in Ihrer Funktion als Präsident von Holzbau Schweiz häufig beschäftigen. Kann eine betriebseigene Kindertagesstätte Teil der Lösung sein?

Ja, eine Kita kann durchaus helfen, Mitarbeitende zu binden oder neue zu finden. Alle sprechen immer über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber die wenigsten Unternehmen engagieren sich aktiv dafür. Bei der Schäfer Holzbautechnik AG bemühen wir uns darum, dass Teilzeitarbeit für alle möglich ist: Frauen und Männer und in allen Positionen. Das allein reicht aber nicht, deshalb haben wir eine eigene Kita gegründet unter dem Aspekt, dass wir nach 20 Jahren Bestehen auch die nötigen finanziellen und personellen Ressourcen dafür haben. Rund 80 Prozent unserer Mitarbeitenden sind Männer, der Altersdurchschnitt liegt bei 31 Jahren. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, dass sie sich, wenn sie eine Familie gründen, aktiv an der Familienarbeit beteiligen können. Zum Beispiel, indem sie für die Fremdbetreuung zuständig sind und den Nachwuchs in die Kita bringen und holen, was in den meisten Fällen noch immer die Mutter macht. Mitarbeitende, die ein ausgeglichenes und zufriedenstellendes Privat- und Familienleben haben, sind auch bei der Arbeit motivierter und leistungsfähiger.


Die Kinder der Schäfer Kita sollen gezielt schon früh mit dem Werkstoff Holz in Berührung kommen. Soll so bestenfalls auch schon für den beruflichen Nachwuchs gesorgt werden?

Natürlich spielt Holz in der Schäfer Kita eine zentrale Rolle und kommt sowohl bei der Einrichtung wie auch beim Spielen, Basteln oder Musizieren zum Zuge. Und wir freuen uns sehr, wenn wir die Kinder für das wunderschöne Material Holz begeistern können. Wenn sie dies für die Zukunft prägt und sie dann irgendwann einen Beruf in der Holzbaubranche wählen, wäre das wunderbar und ein schöner Nebeneffekt. Aber in unserer Kita sind selbstverständlich Kinder mit allen möglichen Berufswünschen willkommen.


Sollten sich auch andere Holzbaubetriebe von Ihrem Kitaprojekt inspirieren lassen?

Alle Branchen dürfen sich davon inspiriert sehen! Aber wir selbst sehen uns weder als Vorbild noch als Vorreiter. Wir eröffnen diese Kita, weil wir das möchten und wir finden, dass es der richtige Schritt zur richtigen Zeit ist. Gelebte Vereinbarkeit. Eine reine Betriebskita lohnt sich finanziell nicht, daher wird unsere Kita auch für Kinder von externen Familien zugänglich sein. Es ist ein neues Geschäftsmodell, es wird neue Kundschaft und neue Herausforderungen geben. Schön zu sehen ist, wie viele unserer Mitarbeitenden voller Motivation und Elan an diesem Projekt mitwirken.