07/23 Holzbausteine
SPÄNE
Badenfahrt 2023
«Roter Teppich» aus Brennholz
Die Idee für den Holzpier als «roten Teppich» zur Badenfahrt hatte Ivo Rölli (mittleres Foto unten, r.), Schreiner und ehrenamtliches Mitglied des Organisationskomitees Badenfahrt. Wie dereinst die Prachtstrasse führte der Steg vom Bahnhof in das historische Badener Stadtzentrum. Auf seinen 4,20 Meter hohen Stelzen gelangten die Besucher so in das Beizenareal. Errichtet wurde das Temporärbauwerk aus 110 Kubikmetern Brennholz aus dem Badener Wald, das einen zehntägigen Zwischenhalt an der Badenfahrt machte. Die Bock-Konstruktion war mit rund 300 Laufmetern Gewindestangen verbunden, hinzu kamen Balkenlage und Bretterbahn. Holzbauingenieure haben die Statik der Brücke berechnet, gebaut wurde sie dann von Ivo Rölli, rund 20 Zivilschützern und den drei Lernenden Joel Herzog, Joel Menzi und Tian Zehnder (Foto ganz unten) von der Peterhans, Schibli & Co. AG. Und damit die Konstruktion gemäss den Vorgaben der Ingenieure umgesetzt wird, hatte Projektleiter Oliver Wetzel (mittleres Foto unten, l.) stets ein Auge auf das Geschehen. Die Sicherheit der lernenden Zimmerleute und Bauhelfer wie auch später der Besucherinnen und Besucher des Festes hatte oberste Priorität. Ausgelegt war die Brücke auf 500 Kilogramm Gewicht pro Quadratmeter, das entspricht rund sechs Personen. Auch die Brüstung am Pier musste dem Menschenandrang jederzeit standhalten können. Besonders herausfordernd sei die Aufrichte mitten im allgemeinen Aufbautrubel gewesen, erklärte Ivo Rölli. Doch mit den Forwardern – den Holzerntefahrzeugen der involvierten Förster – liess sie sich dann doch überraschend gut bewerkstelligen.
Festbeiz für «Kurgäste»
Von aussen betrachtet, erinnerte die Festbeiz Balineum des Vereins «ze Badun» an einen alten, römischen Badetempel. Das grosse, gewölbte Dach des temporären Holzbaus mit seinen sechs Dachbindern wurde von 18 filigranen Säulen getragen. Über eine grosse Treppe gelangten die Badenfahrtgäste in das Obergeschoss. Die Konstruktion wurde von Christian Meier und Thomas Jürgensen geplant und von der Peterhans, Schibli & Co. AG aus Holz gefertigt. Für die Dauer der Badenfahrt stand der Bau auf Schraubfundamenten. «Ziel war es, dass die Einzelteile künftig in anderen Holzbauten weiterverwendet werden können», erklärte Holzbau-Vorarbeiter Philipp Simmen. «Es gab sogar Anfragen von
Interessenten, die den kompletten Bau im Ausland wieder aufstellen möchten.»
Alles neu – und das seit 100 Jahren
«Neo» hiess das Motto der diesjährigen Jubiläums-Badenfahrt im August. Über eine Million Besucherinnen und Besucher sowie die rund 100 Badener Vereine mit ihren Festwirtschaften stellten unter Beweis, dass die Badenfahrt auch zum 100. Geburtstag keineswegs Staub angesetzt hat. Späne hingegen gab es vorab reichlich, denn wie bei jeder grossen Badenfahrt waren neben den Konzerten auch die zahlreichen temporären Holzbauten echte Anziehungspunkte im zehntägigen Festtrubel. Gleich beim Bahnhof Baden wurden die Besucherinnen und Besucher über eine eindrucksvolle Holzbrücke geleitet. «Der Holzpier ist sozusagen der rote Teppich für die Gäste», erklärte Ivo Rölli, OK-Mitglied Badenfahrt. Das Holzbauunternehmen Peterhans Schibli & Co. AG aus Fislisbach (AG) realisierte nicht nur die Holzbrücke und das Balineum, sondern auch die Festbeiz des «Badener Tagblatts» und Radio Argovia in Form eines Kameragehäuses – mit einer Albert-Einstein-Figur als Blickfang auf dem Dach. Zwei Wochen Zeit hatten die rund 100 Vereine, ihre Bauten in der Stadt aufzustellen. peterhans-schibli.ch, badenfahrt.ch