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05/24 Städtische Verdichtung

BEWEGEN

An der Schwelle

Die Groupe Corbat ist schweizweit die einzige Produzentin von Eisenbahnschwellen – und Pionierin in der Gewinnung von Wasserstoff aus Holzprodukten.

Text David Coulin Bilder Bertrand Rey, Groupe Corbat SA

Die Groupe Corbat hat an ihren beiden Standorten in Glovelier bei Delémont und Vendlincourt, was viele andere Sägereibetriebe neidisch machen könnte: Platz. Das ist auch nötig, denn die Groupe Corbat schneidet mit ihrer Bandsäge nur Laubholz ein – vor allem Buche aus den umliegenden Wäldern des Jura. Da aber Laubholz im Gegensatz zu Nadelholz luftgetrocknet wird, erklärt sich der Platzbedarf von selbst.


Eisenbahnschwellen aus Buche
Der gesamte Sägereibetrieb ist im Wesentlichen auf ein Produkt ausgerichtet: Jährlich verlassen rund 80 000 Eisenbahnschwellen aus grossmehrheitlich Schweizer Buchenholz das Werk. «Buchenholz ist leicht und verhältnismässig weich und verursacht deshalb wenig Lärm», sagt der 38-jährige Gauthier Corbat, der das Unternehmen seit 2019 zusammen mit 35-jährigen Benjamin Corbat, seinem Cousin zweiten Grades, führt. «Wir produzieren auch Eichenschwellen, diese werden aber eher rund um Bahnhöfe eingesetzt.» Die Seitenbretter werden zu hochwertigem Laubholzparkett weiterverarbeitet, zudem ist die Groupe Corbat Zulieferin und Mitaktionärin der Fagus SA, wo das Buchenholz zu Stabschichtholz verleimt wird.


Wasserstoff aus Restholz

Allein: Das Geschäft mit den Eisenbahnschwellen ist hart. Nicht nur wegen der Konkurrenz durch die Betonschwellen, sondern auch wegen der Tatsache, dass die Laubholzschwellen druckimprägniert sind und deshalb später in Öfen mit speziellen Filteranlagen entsorgt werden müssen. Aber die Corbats haben einen Plan: Während die hochwertigen Restholzsortimente wie Sägemehl und Hackschnitzel nach wie vor zu den «Pellets du Jura» verarbeitet werden, wird aus dem minderwertigen Restholz wie Rindenmulch und Waldholz schon bald Wasserstoff gewonnen. Das Restholz stammt aus dem Corbat-Sägewerk in Vendlincourt.Wärme kommt aus dem betriebseigenen Holzheizkraftwerk. Ein kleiner Anteil Strom wird zum Teil aus den eigenen Solaranlagen abgeleitet. Die Groupe Corbat hat eigens das Unternehmen H2Bois gegründet, das zu 70 Prozent ihr gehört.


Kaskadennutzung

Im Zentrum der Wasserstoffgewinnung steht ein neues, in der Schweiz erstmals angewendetes Thermolyseverfahren. Am Anfang dieser Verarbeitungsform steht ein 600-Grad-Vergaser. Zurück bleibt neben einem Wasserstoff-Kohlenstoff-Gasgemisch ein Bodensatz aus Pflanzenkohle, die in der Landwirtschaft und neu auch in der Produktion von Öko-Beton eingesetzt werden kann. Auch das CO2-Gas kann verflüssigt dem Öko-Beton beigemischt werden. «Gut möglich, dass wir auf diese Weise auch die Schwellen als CO2-Senke erhalten können», sagt Gauthier Corbat. «Denn nach der Vergasung bleiben nicht nur das CO2, sondern auch die Schadstoffe der Druckimprägnierung in der Pflanzenkohle gebunden. Diese können so dem Beton beigegeben werden.» Wenn der Plan aufgeht, haben die Corbats mit dieser doppelten Innovation einen Durchbruch in der Kaskadennutzung von druckimprägniertem Holz geschafft.
groupe-corbat.ch

Diese Serie ist Produkt einer Zusammenarbeit
mit Marketing Schweizer Holz.